Schloßstr. 1
D 82031 Grünwald
Bald schon werden wir wieder Ostern feiern. An diesem Fest geht es jedoch nicht nur um ein Ereignis in der Vergangenheit damals vor fast 2000 Jahren, um ein Erinnerungsfest. Wir feiern vielmehr uns selbst und jeder einzelne ist Mittelpunkt an diesem Tag. Aber nicht nur wir, die wir das Glück hatten, getauft zu werden, feiern uns. Ostern ist die Festfeier aller Menschen aller Völker und Religionen, denn in Christus ist der gesamten Menschheit der endgültige Sieg über den Tod geschenkt worden.
Und wenn irgendwo das Wort „global“ im Sinne von die ganze Erde betreffend seine Berechtigung hat, der Wirklichkeit entspricht, dann in der Feier des christlichen Osterfestes. In der Sprache der Theologie verwenden wir dafür das Wort „Heilsuniversalismus“.
Es ist unbestreitbare Tatsache: Bereits wenige Tage nachdem die römische Besatzungs-macht einen Mann aus Nazareth mit Namen Jesus außerhalb der Stadt Jerusalem auf dem Hügel Golgotha gekreuzigt hatte und der physische Tod von den Soldaten zweifelsfrei festgestellt worden war, verkündeten die Apostel und einige Frauen: Wir sind diesem Jesus wieder als Lebendem begegnet. Wie diese Begegnungen im Einzelnen freilich gewesen sind, wir wissen es nicht. Sicher aber ist: Die Jünger und Frauen haben von der Erfahrung eines wirklichen Erlebnisses erzählt, von einem Erlebnis, das es bis dahin in der Geschichte der Menschheit noch nie und auch seither nie mehr gegeben hat.
Einige Frauen und einfache Fischer vom See Genesareth haben verkündet, was menschlichem Verstand nicht in den Sinn hätte kommen können, was unser Denken, unsere Vorstellungskraft übersteigt. Ein Gott, der Mensch wird und doch von Menschen nicht getötet werden kann, diese Botschaft ist einzigartig in der Geschichte der Mensch-heitsfamilie. Diese Glaubenswahrheit hebt uns heraus aus allen anderen Religionen.
Auch wenn die Feier des Osterfestes für uns, für die Weltgemeinschaft kein Paradies schafft, auch wenn sich die Sorgen, die so manche bedrücken, im Osterfest nicht auflösen, auch wenn uns der irdische Tod nicht erspart bleibt, - die Osterbotschaft will unseren Blick weiten hinein in eine Zukunft, auf die zu freuen wir immer Grund haben, selbst wenn irdische Sorgen und Probleme uns noch belasten.
Und: Möglichst vielen Menschen auf unserem Erdkreis soll diese für ihr Lebensglück so wichtige und hilfreiche Botschaft überbracht werden. Mögen wir sie wenigstens den Menschen in unserer nächsten Umgebung, in unserer Pfarrgemeinde, in unserem Ort immer wieder überbringen. Wie sich das Licht der Osterkerze in der Feier der Auferstehung am Ostermorgen in unserer dunklen Kirche ausbreiten wird, möge sich die Osterbotschaft ausbreiten in unserer ganzen Welt.
So wünsche ich uns, dass wir auch in diesem Jahr Ostern wieder als das große Fest der Freude und des Friedens erleben und feiern können.
Ihr
Pfr. Josef Schranner